Nicht nur Möhren stehen auf guten Boden!
Der Boden ist der Schlüssel für hochwertige landwirtschaftliche Produkte. Zurecht wird aus diesem Grund viel über den Boden geredet. Winzer werben mit dem Bodentyp und Weinhändler tun es ihnen gleich. Kontrovers diskutiert wird der Einfluss des Bodens auf die Aromen des Weins. Dabei kommt das Thema Bodengesundheit oft zu kurz.
Der Wein schmeckt nach Schiefer, nach nassem Stein, Kalk oder grauem Mergel. Es scheint auch Menschen zu geben, welche die Qualität eines Lehm-Lössbodens erschmecken. Nur das jemand den Humusgehalt herausschmeckt habe ich bis jetzt weder gelesen noch gehört.
Und was ist da nun dran? Auch Winzer werben schließlich mit derlei Aussagen. Weinhändler und Weinverrückte sowieso. Auch wir übrigens.
Eine klare Aussage dazu lässt sich nach derzeitigem Stand nicht treffen. Fest steht aber, dass die Rebe nicht mit ihren Wurzeln Gestein "verspeist" und dann in den Trauben einlagert. Und doch stehen vier andere Umstände fest:
1. Der Wein, der in direkter Nachbarschaft auf anderem Boden wächst, unterscheidet sich in Geruch, Geschmack und auch wenn man ihn im Labor analysiert in seiner spezifischen Zusammensetzung.
2. Der Gehalt an gewissen Mineralien schwankt je nach Boden deutlich. So schwanken besonders die Magnesium und Kalziumgehalte der jeweiligen Weine. Die Auswirkung auf den Wein ist noch nicht klar. Aber wir wissen, dass härteres Wasser anders schmeckt als weiches Wasser. In der Regel transportiert das weiche Wasser Aromen besser. Kennen wir vom Tee & Kaffee.
3. Wer schon mal bei Sommerregen über einen Schieferwingert gelaufen ist, kennt den Geruch dort. Den assoziieren wir mit Schiefer. Nun mag man sich sagen lasse, dass reiner Schiefer nicht rieche. Akzeptiert aus akademischen Zwecken. Aber es riecht ja trotzdem. Die Bakterien, Flechten und Pilze die auf den Steinen sitzen, sind die Ursache. Mit dem Regen verstärkt sich der Geruch dann stark. Und so geht es uns mit vielem. Wir riechen etwas und schreiben den Geruch einem Ding zu. Menschen machen sich das Leben halt gerne leicht. Finde ich irgendwie auch gar nicht schlimm. Lässt sich auch relativ gut vergleichen. Denn der Geruch auf dem Schieferfeld ist für alle gleich. Die Nase arrogant zu rümpfen, wenn ein Weinliebhaber von Schiefernoten spricht, ist dann ein bisschen zu oberlehrermäßig. Irgendwie muss man die Sachen ja benennen.
4. Der Boden hat einen Einfluss auf den Wuchs der Reben. Und auf den Zucker und Säuregehalt der Trauben. Einige Böden speichern zum Beispiel mehr Tageswärme und geben dementsprechend in der Nacht mehr Wärme ab. Je nach Rebsorte und forciertem Ergebnis ist das sinnvoll oder nicht.
Auch regelt der jeweilige Bodentyp die Wasserversorgung. Dieser beeinflusst direkt den Wuchs der Rebe.
Zu Beginn habe ich bereits angekündigt. Extrem wichtig ist die Bodengesundheit und dessen Fruchtbarkeit. In der Naturweinszene findet die Thematik schon mehr Aufmerksamkeit. Aber auch dort wird selten über problematische Kupferbelastungen in der oberen Bodenschicht durch die notwendige Schimmelprophylaxe gesprochen. Ist ja auch eher unschick und Schwermetallbelastung klingt gar nicht gut.
Aber trotzdem wird im naturnahen Anbau vieles richtig gemacht. Zum einen wird darauf geachtet, dass der Boden nicht unnötig verdichtet wird. Folge sonst ist ein geringerer Sauerstoffgehalt im Boden und eine verschlechterte Wasserleitfähigkeit. Gerade in den heißen Sommern wird das zum Problem.
Zwischen den Rebzeilen wird immer mehr begrünt. Das hält Wasser im Boden und sorgt an heißen Tagen für eine natürliche Kühlfunktion des Bodens im Wingert. Und wer hält noch Glyphosat auf der Bodenoberschicht der Reben für eine gute Idee? Wein, der auf pestizidverseuchtem, dafür bestem Kalksteinboden wuchs, möchte wohl niemand trinken. Ich jedenfalls nicht.
Der Boden erfüllt noch viel mehr weitere wichtige Funktionen für die Rebe und und uns Menschen. Zu viel für diesen einen Blogbeitrag. Ich bemühe mich in Zukunft einzelne Artikel zu den verschiedenen Bodentypen zu verfassen. Aber erst mal halten wir fest:
Lasst uns in Zukunft immer, wenn wir über Terroir reden, die Bodengesundheit nicht vergessen. Sie spielt eine mindestens so große Rolle wie die Zusammensetzung des Bodens.